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Clásico 3/4 – London Calling

Messis Tor: Nach Art des Hauses. Die einfachen Dinge sind nicht immer genial, aber geniale Dinge sind oft einfach. Einfach genial.– Messis Tor: Nach Art des Hauses. Die einfachen Dinge sind nicht immer genial, aber geniale Dinge sind oft einfach. Einfach genial.

Endlich grüßt wieder das Murmeltier. Wenn Barça wirklich zu sich selbst findet, sind alle anderen verloren.

Ein Zweitorevorsprung im Auswärtsspiel im Halbfinale der Schwammerlliga ist wohl mehr, als man sich vorher erhoffen durfte. Zumal gegen den Gegner, der schon ein Gegenmittel gefunden zu haben schien.

So durchdacht Mourinhos Plan im ersten Spiel war, so grandios er im zweiten war, so erstaunlich wenig ist ihm im bisher wichtigsten eingefallen. Die Weißen traten an mit der Gewissheit zu wissen, wie man Barça schlagen kann, einer an diesem Gegner bewährten Spielanlage und dem Heimvorteil. Guardiola dürfte derweil wieder ein paar graue Haare gewonnen haben: Ein vor kurzem verlorenes Endspiel gegen ebenjenes Gegenüber, die Defensive eine Baustelle von AKH’schen Dimensionen, mit Iniesta einen Eckpfeiler der Offensive verloren, und ein Auswärtsspiel in der Höhle des Löwen.

Umso erstaunlicher, wie die Partie von Beginn weg gelaufen ist: Barça spielt, als wäre nichts gewesen, sein Konzept. Madrid igelt sich hinten ein, jedoch ohne der Effektivität, noch der konstanten Kontergefahr, die es im Pokalfinale noch zuwege gebracht hat. Fast gespenstisch, wie die Weißen kein Pressing gespielt haben. Das wäre gegen eine notdürftig zusammengestopelte Verteidigungslinie wohl eine leichte Übung gewesen. Nicht einmal das Mittelfeld – mit einem fehlenden Iniesta und einem Busquets außer Form auch nicht die übliche Macht – wurde so konsequent unter Druck gesetzt wie noch letzte Woche.

Über die Motive kann man nur rätseln. Mourinho wollte vermutlich Barcelonas Spiel zerstören und die Partie aufheizen. Er dürfte auf einen Nervenkrieg statt eines Fußballspiels hingearbeitet haben. Den hat Pep allerdings gewonnen: Barça hat sein Spiel stur durchgezogen und sich einige wenige Chancen erarbeitet, darüber aber die Nerven behalten, weil man mit einem Unentschieden besser hätte leben können als der Gegner.

Das logische Resultat nach 60 Minuten wäre ein ermauertes 0:0 gewesen, aber die Götter in Weiß sind letztlich über ihren eigenen, zynischen Plan gestolpert. Die Beherrschung haben sie letztenendes selbst verloren, mit ihr Hauptzerstörer Pepe und mit ihm das Spiel. Sein Foul war nicht nur brutal, es war weit in der blauroten Hälfte ohne drohender Gefahr auch vollkommen unsinnig. Dank ähnlich undurchdachten Aktionen bleibt uns nächste Woche auch die Mitwirkung von Sergio Ramos erspart, der ja ab einem gewissen Adrenalinspiegel mit seinen Gegenspielern nicht viel pfleglicher umgeht als mit einem gerade gewonnenen Pokal. Pedro in die Auswechslung zu treten war im Nachhinein wohl auch eher kontraproduktiv, hat doch der für ihn gekommene Affelay beim ersten Tor assistiert.

Der Rest ist Euphorie. Xavi, nun von der Manndeckung des portugiesischen Kettenhundes befreit, spielt ein paar kluge Pässe und fünf Madrilenen sind zu wenig, um einen kleinen Mann aus Rosario von der Kugel zu trennen.

Messis Tor: Nach Art des Hauses. Die einfachen Dinge sind nicht immer genial, aber geniale Dinge sind oft einfach. Einfach genial. Leo und Busquets standen in der weißen Hälfte zwei kompletten Viererketten gegenüber. Als Leo den kurzen Pass zu seinem Kollegen spielt, weiß außer den beiden noch niemand, wo er hinwill. Drei Sekunden danach ist es schon zu spät. Keine Übersteiger, keine Tricks, nur Tempo, Haken, Tempo, Haken. Die Ruhe, mit der der Kleine, schon im Strafraum freistehend, anstatt zu schießen noch einmal zwischen zwei Abwehrspielern hindurch den Weg zum spitzen Winkel geht, ist direkt beunruhigend. So als ob die Zeit für ihn langsamer vergehen würde, sucht er sich in aller Ruhe die beste aller Optionen aus. An die Kontrolle des Balles muß er keine geistigen Resourcen verschwenden: Der ist einfach da, wo er ihn braucht.

Conclusio:

Ein unerwarteter, aber verdienter und unerwartet verdienter Sieg. Guardiola hat Mourinho durchschaut und den aufgezwungenen Nervenkrieg gewonnen. Der spezielle Portugiese wollte ein Fußballspiel vermeiden und stattdessen den Gegner in die Frustration treiben – vermutlich, um in der damit einhergehenden Unordnung zurückzuschlagen. Barça hat klug sein Spiel durchgezogen und abgewartet. Frustriert waren dann die Weißen, die mit einem Unentschieden wohl weit weniger leben hätten können als die Blauroten. Der zynische Plan hat nicht nur nicht funktioniert, er hat sich doppelt und dreifach gegen seinen Schöpfer gewandt.

Pepe hat es im dritten Anlauf endlich geschafft, sich endlich seine Rote zu holen, an der er von der ersten Minute an hart gearbeitet hat. Sie hat nicht nur diesem Spiel den entscheidenden Impuls gegeben, es war auch die einzige Partie, in dem sich ebendiese Karte auf das nächste Spiel auswirkt. Sergio Ramos und Mourinho werden im Rückspiel ebenso fehlen, weil sie sich selbst anstatt des Gegners frustriert haben.

Barça war trotz der gefährlichen Vorzeichen ganz groß. Mit einer sowohl defensiv als auch offensiv entscheidend geschwächten Mannschaft haben sie einmal mehr das Bernabeu zu ihrem Revier gemacht und die Hausherren zur Flucht weg vom Fußball in die Psychologie gezwungen. Und auch dort haben die Mannen in Blaurot die Oberhand behalten. Vom Spiel an sich ganz zu schweigen.

Szenen der Partie zum immer wieder anschauen: Such’s Balli mit Cristiano in der ersten Halbzeit. Und natürlich Messis übernatürliches Tor.

Noch ist es zu früh, sich zurückzulehnen und zu feiern. Außer diesem Spiel ist noch nichts gewonnen. Es schaut aber schon ziemlich gut aus für den Mai.

 

 

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