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Cap de Colla

Die Politik der vollendeten Tatsachen

Als Sandro Rosell dieses Wochenende den Journalisten entgegentrat, konnte er nicht widerstehen seinen Unmut über die verstummte Freude des „Barcelonismo“ über den erst in der letzten Woche errungenen Champions League Pokal kund zu tun. Rosells Versuch die Beschlüsse vom Präsidium die diese Woche bekanntgegeben wurden in den Schatten der europäischen Trophäe zu stellen

Als Sandro Rosell am Wochenende Journalisten entgegentrat, konnte er nicht widerstehen seinem Unmut über die verstummte Freude des „Barcelonismo“ über den erst in der letzten Woche errungenen Champions League Pokal kund zu tun. Rosells Versuch die Beschlüsse vom Präsidium die diese Woche bekanntgegeben wurden in den Schatten der europäischen Trophäe zu stellen. Überfliegen wir schnell die Ereignisse nach dem Titelgewinn in London:

Nach Rosells durchzechten Nacht zusammen mit dem ehemaligen Barcelona Präsidenten Josep Lluís Núñez gewinnt bereits am Sonntag auch die Handballmannschaft die Champions League in Köln,  850.000 Culés bejubeln den Autobus  der Fussballmanschaft am Weg ins Stadion, die Meisterfeier im Nou Camp, die Fortsetzung auf Shakiras Konzert, die Probleme der Spielern  den Hüftschwung  der Kolumbianarin nachzuahmen und der Fototermin der Fussballer am nächsten Tag, die mit den heuer gewonnen Pokalen abgelichtet werden. Zwischendurch lässt Toni Freixa aufhorechen, als er ankündigt, dass die 700 Abonenten deren Sitzplätze sich hinter dem „Gol Nord“ befinden,  auf andere Bereiche des Stadions aufgeteilt werden. Hinter dem Tor soll ein Fan Bereich entstehen, der von einer Gruppe von neun Fanclubs eingenommen werden soll, die sich durch ihre bedingunslose Unterstützung des Teams auszeichnen –  eine Umschreibung für Ultras. Die Gruppe bestehend aus Vereinen mit gutklingenden und seit Jahren bekannten Namen wie Almogàvers, Grup Fidel,  Taliban Blaugrana, Nostra Ensenya und Tóxicos Ventura u.a. werden von Carles Vidal nach außen vertreten, dem ein Naheverhältnis zu den Boixos Nois nicht nur nachgesagt wird. Auf der Website von „La Vanguardia“, Zeitung die Rosell mehr oder wenig offen unterstützt, stimmen 78% der Leser gegen die Einrichtung des neuen Fanblocks.

Zwei Tage später noch eine von Tonis bitteren Pillen; Freixa kündigt an, dass mit der Ausnahme der Fussballmannschaft und der Fussballschule das Budget sämtlicher Profi und Amateur Teams in den nächsten fünf Jahren jeweils um 1% vom Umsatz reduziert werden soll. Sind es heute noch EUR 45 Mio. (Umsatz EUR 450 Mio.) die den Teams zur Verfügung stehen, werden es bei gleichbleibenden Umsatz in 5 Jahren nur mehr EUR 22 Mio. sein. Aber eine Lösung wird auch gleich mitpräsentiert, die 50 Jahre alte Baseballmanschaft, die  kurz vor dem Gewinn der spanischen Meisterschaft steht, wird aufgelöst. Einsparung EUR 300.000. Alle Amateur Teams werden den Spielbetrieb bzw. die Turnierteilnahme auf Katalonien beschränken. Somit wird die Volleyball Damenmannschaft, statt den europäischen Bewerb zu bestreiten,  wozu der dritte Platz in der spanischen Liga berechtigt, nächstes Jahr in der Regionalliga spielen.

Die Eishockeymannschaft dürfte demnach auch nicht weitergeführt werden, noch keine Stellungnahme diesbezüglich, vermutlich wurde nicht bedacht, dass es in Katalonien keine eigene Liga gibt; ohne Team wäre auch der Eislaufplatz überflüssig, Futter für die Abrissbirne, da würde ein noch grösserer „Nike Store“ hinpassen oder zwei dutzend Parkplätze, abgesehen von den Stromkosten für Eiskühlung die wegfallen würden…. aber genug der Spekulationen.

Tatsache ist hingegen, dass ein überstolzer Rosell bei der Vorstellung im Dezember des mit der Qatar Foundations abgeschlossenen Werbevertrag betont hat, auf den Trikotsponsor zurückzugreifen nachdem man andere Wege den Schuldenabbau voranzutreiben ausgeschlossen habe, u.a. auch  das Einstellen von „Secciones“, wie die Sportabteilungen genannt werden. Das im Wahlprogramm enthaltene Versprechen, die Ausrichtung des FCBarcelona als Sportverein weiter zu stärken, hat Rosells Mannschaft scheinbar vergessen.

Die Zeitungen halten Rosell die Stange, „Sport“ rechtfertigt die Budgetreduktion mit der Finanzierung von dem Cesc-Transfer, der neue Fanblock findet immerhin Aufmerksamkeit in „La Vanguardia“ und „El Periodico“, für die die Sparpläne nicht einmal eine Randnotiz wert ist. Ausserhalb des katalanischen Einflussbreichs greift Ramón Besa in „El País“ auf einen Blog Eintrag auf, in dem sich der Blogger kritisch mit der Politik des Vereins auseinandersetzt und sie treffend als „Politik der vollendeten Tatsachen“ bezeichnet – Barcelona Mitglieder werden nicht mehr miteinbezogen, deren Wunsch nicht mehr berücksichtigt…

To be continued

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