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Clásico 2/4 – Der GAU

Mou hat die Spielanlage in der Ligapartie getestet und für gut befunden. Wieder seine drei Sechser vor der Abwehr– Mou hat die Spielanlage in der Ligapartie getestet und für gut befunden. Wieder seine drei Sechser vor der Abwehr

Erste Halbzeit: Madrid. Zweite Halbzeit: Barcelona. Verlängerung: Gijón.

Tag danach. Kater. Party vorbei. War es am Samstag noch Madrids größte Leistung, Barça Angst zu machen, ist Ihnen im Finale der Copa der große Wurf gelungen. Mourinho findet ein Gegenmittel, Cristiano vollstreckt: Die Höchststrafe für jeden Culé. Von Anfang an weiß man auch bei der schönsten Erfolgswelle, daß sie irgendwann zu Ende geht, so wie man bei der besten Party schon bevor man hinkommt weiß, daß man irgendwann wieder nach Hause muß.

Chronologie des Unglücks: Mou hat die Spielanlage in der Ligapartie getestet und für gut befunden. Wieder seine drei Sechser vor der Abwehr und gleich Cristiano als Konter-Spitze, allerdings diesmal mit mehr Mut und einem Plan nach vorne zu kommen. Den hatten die Peps Mannen in der ersten Halbzeit nicht. Die üblichen Herkunfts- und Ankunftsorte der vorletzten Pässe von Xavi und Iniesta wurden geschickt blockiert. Zusammen mit der Angst, sich defensiv zu offenbaren, bedeutete das den Kollaps des legendären und geliebten Offensivspiels des FC Barcelona. Madrid erspielt sich derweil Chance um Chance und ist die klar bessere Mannschaft.

Was immer Guardiola vor dem Spiel falsch gemacht hat, er hat es in der Pause korrigiert. Nach dem Seitenwechsel findet das Team wieder zu sich und wird immer besser, bis wir wieder das gewohnte Bild erleben: Ballbesitz, Gegner hinten eingeschnürt, konstant Gefahr erzeugen und vor dem einen Konter zittern. Ab der 45. Minute ist Barça klar überlegen, allein es geht sich immer um die kleinste steirische Maßeinheit nicht aus. Und dann kommt dieser eine, perfekte Konter in der Verlängerung. Absurd und bitter, weil Mou im Trainerduell die erste Halbzeit klar gegen Pep gewonnen hat, das Spiel danach aber die Dynamik einer Ligapartie gegen Gijón oder Malaga bekommen hat.

Was soll man davon also halten? Mourinho hat das Gegenmittel gefunden. Er hat nicht einfach eine Methode, gegen Barcelona irgendwie zu überleben, es ist ihm als erstem gelungen, das Offensivspiel an sich zu unterbinden – zumindest in der ersten Halbzeit. Danach mußte sich Madrid phasenweise wieder in extremis verteidigen. Barcelona hingegen ist nach wie vor die spielstärkste Mannschaft auf dem Planeten, besteht aber aus Normalsterblichen und ist mit etwas Glück schlagbar. Gerade diese Erkenntnis kam in letzter Zeit wieder zu kurz. Vielleicht kommt diese Ernüchterung zum richtigen Zeitpunkt.

Ausblick: Madrid wird meiner bescheidenen Meinung nach das nächste Spiel ähnlich anlegen, einfach weil es funktioniert. Nun liegt es an Pep, ein Gegenmittel gegen das Gegenmittel zu finden. Wiewohl die nächsten Partien genauso schlecht für meine Fingernägel sein werden, sehe ich unsere Truppe leicht im Vorteil: Nun hat sich bei den Weißen eine Zauberformel herauskristallisiert, bei der die Unbekannten immer weniger werden, Guardiola kann also seine Konstanten das nächste mal vielleicht richtiger einsetzen. Für Barça spricht noch immer seine Spielkultur, die der der Weißen überlegen ist. Und schließlich gewinnt im Film auch immer das Gute.

Bester Mann am Platz: Lionel Messi. Konnte heute alleine die Kastanien nicht aus dem Feuer holen, hat aber gegen den ultimativen Endgegner einmal mehr bewiesen, wer der Beste der Welt ist.

Entscheidender Mann am Platz: Cristiano Ronaldo. Der Mann mit dem Sex-Appeal eines Staatssekretärs macht den Inzaghi. Zwei Stunden für seine Verhältnisse unauffällig, hält er im richtigen Moment den Kopf für seine Kameraden hin.

Coolste Sau am Platz: José Manuel Pinto. Geht mit dem Ball 30m raus, Dribbling gegen den attackierenden Stürmer, Rückpass in den eigenen Strafraum. Eier aus Stahl und ein Herz aus Gold, diesen Mann muß man einfach lieben!

Conclusio: Es bleibt episch. Barça kann sich nicht mehr nur selbst schlagen, sondern kann auch geschlagen werden. Das ist gut für das Drama, aber schlecht für meine Nerven. Der Kampf gegen den Endgegner im höchsten Level geht in die nächste Runde. Die Zeichen vermag ich nicht zu deuten: Entweder haben wir gerade angefangen, uns von der Party zu verabschieden, oder es war ein Tiefschlag zur rechten Zeit.

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